von Andreas Hauser

Arbeit in Nepal zu Corona-Zeiten

An alle Mitglieder, Paten, Spender und Freunde
Om Shivom Nepal e.V.


Bericht und Einschätzung zur Arbeit in Nepal in Corona-Zeiten


Liebe Mitglieder, Paten, Spender und Freunde,


die Coronakrise hat die Welt in ein Chaos gestürzt, das auch vor den Om-Shivom-Projekten in
Nepal nicht Halt gemacht hat. Dabei ist die aktuelle Corona-Infektionslage in Nepal mit Stand
30.11.21 sehr, sehr niedrig, selbst wenn man eine hohe Dunkelziffer berücksichtigt. Aufgrund
der viel jüngeren Altersstruktur der Gesellschaft als in Deutschland und Europa, dürfte Corona
in Nepal ganz grundsätzlich als weniger problematisch eingeschätzt werden dürfen.
Die offizielle Todesrate niedriger als in Deutschland, trotz schlechter medizinscher Versorgung.


Die Schulen waren mal offen, mal geschlossen, ebenso die Läden und das öffentliche Leben.
Die Polizei wendet seltsame Methoden an, die teils an den Einsatz von Lassos in Western-Filmen
teils an Schädlingsbekämpfung in einer Bananenplantage erinnern, allerdings mit dem
Mensch als Zielobjekt. Der Tourismus als Haupteinnahmequelle der Bevölkerung wurde
komplett lahmgelegt, ganz ohne staatliche Ausgleichszahlungen. Die Leute wurden so in
existenzielle Notlagen gestürzt, die auch eine Veränderung bei der die Prioritätensetzung der
Projektarbeit erzwungen hat. Bei der Suche nach Positivem findet sich bei einer Ausgiebigen
Internet-Recherche allenfalls Lockdown-Erkenntnis, dass bei sauberer Luft der Mount Everest
von Kathmandau aus sichtbar sein kann. Weiter unten sind ein paar interessante Fotos
angefügt.


Besonders schlimm ist der immer übergriffiger und autoritärer agierende Staatsapparat, der
sich in seinem Selbstverständnis mehr und mehr an China orientiert. Laufend veränderte Regeln
machen Planungen und die Projektarbeit sehr schwer. Im Prinzip befindet sich die Projektarbeit
seit Corona in einem Lockdown. Die Regierung in Nepal verfolgt offensichtlich das Ziel,
zunehmend die Kontrolle über Nichtregierungsorganisationen zu übernehmen. Die langfristigen
Auswirkungen auf unsere Vereinstätigkeit wie auch die der Partnerorganisation LEAD Nepal ist
schwer vorherzusagen, aber wir bleiben mal eher optimistisch als pessimistisch.

Beamte in Polizeibegleitung nahmen die meisten Kinder im April 2020 aus den Hostels, offiziell
im Namen von Corona, und brachten sie zu vermeintlich gut sorgenden Verwandten. Zunächst
durfte lediglich eine Wohngruppe bleiben, bei denen keine Verwandten mehr ausfindig zu
machen waren. Dies ist noch immer die Situation und es ist nach wie vor unklar, ob und wie
viele der Kinder zurückkehren dürfen. Die Bemühungen laufen und es besteht zumindest eine
gewisse Hoffnung, dass es irgendwann zumindest teilweise klappt.


Bei den Schulen prüfen unsere Leute vor Ort ob und inwieweit Unterricht während der
Schließzeiten tatsächlich stattfindet. Dies funktionierte zuweilen mehr schlecht als recht über
Fernsehen, Internet und Smartphones. Es wird auch nachgefragt, ob das Lehrpersonal ihren
Lohn auch tatsächlich erhält, bevor die Schulgebühren aus den Patenschaftsbeiträgen bezahlt
werden. Da Einschulungen ausgesetzt waren, konnten keine neuen Schuleintritte ermöglicht
werden.


Die Projektarbeit hat sich - hoffentlich nur vorübergehend - sehr stark in Richtung
Überlebensnothilfe gewandelt. So wird den „entführten“ Kindern nachgegangen und falls
notwendig mit Nahrungsmitteln, Kleidung, Hygieneartikel und der Finanzierung medizinischer
Maßnahmen geholfen. Aber auch den Erwachsen wird geholfen, wo es notwendig ist und wo
Möglichkeiten bestehen. Ein Bericht unsere Leute vor Ort in englischer Sprache aus dem letzten
Jahr ist beigefügt und im Prinzip noch aktuell.


Ihr und Sie alle haben ein Recht auf Informationen zur Projektarbeit vor Ort. Dieses
Berichtswesen hat seit Beginn der Coronakrise stark gelitten und hätte besser und vor allem
regelmäßiger laufen müssen. Da für uns der Flug nach Nepal nun seit zwei Jahren nichtmehr
möglich war, entfallen auch unsere jährlichen Reiseberichte im November. Leider sind wir auch
für 2022 nicht sehr optimistisch, dass ein Vor-Ort-Besuch klappen könnte.


Jedenfalls können wir mit gutem Gewissen sagen, dass unser Team in Nepal sehr engagiert
arbeitet, Puskar Khadka, sein Sohn Niraj und die anderen tun was sie können. Wir müssen aber
so ehrlich sein und einräumen, dass der Informationsfluss in letzter Zeit zu wünschen übrig ließ
und besser werden muss. Omari telefoniert wöchentlich mit Puskar und Niraj und bestätigt die
engagierte und zuverlässige Arbeitsweise in der Sache. Die Steigerung des Elans bei
Bereitstellung von Informationen samt Bildmaterialien bleibt dauerhafte Motivationsaufgabe.


Positiv festzuhalten ist, dass die betroffenen Kinder wohl erstaunlich gut mit der neuen
Situation umgehen können, was sicherlich wesentlich in der von buddhistischer und
hinduistischer Gelassenheit geprägten Mentalität liegen dürfte.


Mit einem freundlichen Gruß