Bericht vom 01.05.2015
1430 Uhr MEZ Anruf von Omari
Nach Tagen im Freien, es traut sich noch niemand in die Häuser zu gehen,
sind alle am Ende, die Nerven liegen blank.
Das letzte Beben war heute Nacht gegen 0300 Lokalzeit und kann bis zu 15 Tagen andauern.
Omari hat heute Tagsüber die 12 Waisenkinder in die Obhut von Dorfbewohnern
gegeben und ist ins Dorf Salinda gegangen.
In diesem Dorf, ca.2 Stunden Fußmarsch entfernt, leben 40 Patenkinder.
Der Anruf kam von dort.
Das Dorf existiert nicht mehr, total verwüstet, sie stand vor den Trümmern und
hat gerufen.
Unter Tränen erzählte sie wie innerhalb kurzer Zeit unter lautem Rufen alle
40 Kinder zur ihr gerannt kamen und sie umarmten.
Alle unversehrt aber Obdachlos, von den Eltern haben wir noch keine Information.
Omari hatte mit Hilfe ihres Vermieters und dessen Sohn Lebensmittel für
4000€ eingekauft um die schlimmste Not in den Dörfern zu lindern.
Es gibt noch Läden auf dem Land, die seit dem Erdbeben geschlossen sind, aber
noch Waren haben, deren Preise aber enorm ansteigen.
Der schwierigere Teil ist diese Waren auch heil bis ins Dorf zu bringen, da
die Menschen sehr hungrig sind, und solche Transporte häufig überfallen werden.
Auch Heike wurde gewarnt nicht in Kathmandu zu übernachten, da Raubüberfälle
an der Tagesordnung stehen, sondern sofort mit einem Taxi nach Bauda zu fahren,
wo sie von Christine am Trekking Inn empfangen wird und mit ihr im Zelt
vor dem Hotel übernachten kann.
1620 Uhr MEZ
Omari hat nochmal angerufen, Verbindung war relativ gut.
Die Hilfsgüter konnte sie mit Hilfe von 10 Leuten und dem Kleinlaster ihres
Vermieters gestern im Nachbardorf für 276 Familien verteilen.
276 Säcke Reis
900 Kg Linsen / Dal
276 Kg Salz
Das Prozedere auf dem Land funktioniert noch.
Der Transport hält vor dem Dorf, würde er reinfahren wäre er sofort leer.
2 Polizisten bewachen das Fahrzeug.
Der Bürgermeister kommt mit der Einwohnerliste.
Jeder Name wird einzeln aufgerufen, und bekommt seine Ration von einem Polizisten
ausgehändigt, die er gegenzeichnen muss.
So ist gewährleistet das nicht einer 4 mal ansteht.
Immer noch sind Beben bis Stärke 5 zu verzeichnen, Strom gibt es keinen,
der wird nur für die Krankenhäuser zur Verfügung gestellt.
Das Problem kommt nun eher aus Kathmandu auf die Landbevölkerung zu.
Im Moment fliehen ca.6000 Menschen von dort aufs Land - Tendenz zunehmend.
Die Hilfsgüter der Internationalen Organisationen versickern zum
großen Teil in der Hauptstadt.
Regenjacken, Zelte, Decken etc landen auf dem Schwarzmarkt und werden
in Kathmandu und der näheren Umgebung teuer von Nepalis verkauft.