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Ilona Buchholz

Ich heiße Ilona Buchholz und bin 29 Jahre alt.
Vor einigen Wochen habe ich mein Studium zur Diplom Sozialarbeiterin/Diplom Sozialpädagogin abgeschlossen.

Schon seit vielen Jahren träumte ich davon das Land Nepal zu sehen.
Kurz nach Beendigung meines Studiums beschloß ich Nepal endlich kennenzulernen.
Meine Freundin Nora Maibaum sagte ganz spontan zu mir, ich komme mit.

Gemeinsam setzten wir uns ans Interntet und begannen die Suche nach einer Organisation,bei der wir tätig sein können.
Durch Zufall sind wir auf Omari gestoßen, zu dieser Zeit war sie gerade in Deutschland und wir verabredeten uns zum ersten Kennenlernen. Von diesem Tag an stand fest, dass wir die ersten Volontäre beim Verein Om Shivom Nepal e.V. sind und in der Schule Nobles Education System in Champpi eingesetzt werden.

Endlich ist es soweit - Wir sind in Nepal

Am 6. August 2010 sind wir in Kathmandu gelandet
Omari und Ram haben uns sehr herzlich und in traditioneller Form mit Blumenketten empfangen.

 

Meine ersten Eindrücke

Die Armut auf den Straßen ist nicht zu übersehen:
Straßenkinder, behinderte und alte Menschen die nach Essen oder Geld betteln.

Jedoch im Allgemeinen machen die Menschen hier einen herzlichen Eindruck.

Als wir durch die Dörfer fuhren, konnten wir es kaum glauben wie wunderschön es hier ist.
Grüne Felder ziehen sich durch das Tal, die Bäume wachsen in den Himmel, umschloßen von
der gigantischen Himalaya-Kette! Einfach traumhaft!

Ich wohne in Zunikel bei Omari im Om Prem Center
Für 5 Monate ist das mein zu Hause.

Ich bin überflutet von den ersten Eindrücken und kann es noch gar nicht fassen.

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Am Mittwoch, den 11. August machten wir uns, Omari, Nora und ich auf den Weg und starteten das erste Kennenlernen in der Schule.
Schon am Morgen packten wir einige Sachen und gingen los. Von unserem neuen zu Hause bis zur Schule sind es ca. 4km.
Der Spaziergang nach Champpi war wunderschön. Die Aussicht auf der Hügellandschaft ist einfach atemberaubend.
Unterwegs machte Omari uns auf verschiedenes aufmerksam, was wir sonst übersehen hätten und sie berichtete über landesübliche Gepflogenheiten.

Die Fauna und Flora war von der Straße aus gut zu bewundern.

Durstig von der strahlenden Sonne machten wir an einem typischen Nepali-Garagen-Kiosk eine kurze Rast. In der "Garage" war ein Tisch, 2 Bänke und ein spärliches Warenangebot für den täglichen Bedarf.

An der Schule angekommen,
sahen uns schon die ersten neugierigen Kinder-Kulleraugen mit einem großen Blick an, wahrscheinlich denken sie, komisch – weiße Menschen??? Als wir gesichtet wurden kam die Rektorin, Frau Thappa, eine sehr hübsche junge Frau ( ca. Anfang 30 ) auf uns zu und begrüßte uns mit einem herzlichen namaste. Frau Thappa bat uns ins Büro und wir besprachen die ersten Dinge und die Arbeitszeiten.
Nach dem freundlichen Informationsgespräch verabschiedeten wir uns mit Luftballons bei den Kindern, ihre Freude war nicht zu überhören.

Auf dem Rückweg
kamen wir an großen Bäumen vorbei und wir hörten kichernde Kinderstimmen. Wir sahen in der ca. 20 Meter hohen Baumkrone ein paar Kinder sitzen, die Früchte pflückten. Als wir stehen blieben und sie staunend beobachteten, schmissen sie uns Früchte zu. Die Frucht schmeckte sehr sauer und war schleimig aber mittlerweile esse ich diese Frucht sehr gerne. Wie die Frucht heißt, das weiß ich immer noch nicht.

Als wir wieder zu Hause ankamen, war ich erschöpft.

Ich bin tief berührt und bewegt von den herzlichen Menschen und den großen Kinderkulleraugen.

Ich bin sehr erschrocken, als ich das sehr einfache Schulgebäude sah und die spärlichen Klassenzimmer, da drinnen gibt es fast nichts.

Meine Arbeit in der Schule wird für mich eine große Umstellung…

03

Nach und nach haben wir begonnen die Schulprojekte in der Schule-Nobles Education System
in Champpi einzuführen, zunächst in der Kinderstubenklasse.

Neue Tagesstruktur
Als erstes veränderten wir die Schultagesstruktur, denn die Kinder brauchen eine klare Tagesstruktur,
damit sie sich im Schulaltag orientieren können.
Außerdem brauchen sie mehr Bewegung und eine Ruhe - Schlafzeit.

Für die Lehrerin und für die Kinder bastelte ich ein großes Plakat und schrieb den Tagesschulablauf
in Nepali und Englisch, dazu malte ich das entsprechende Bild.

Schnudernasen
Nach dem Begrüßungsritual verteilten wir die Kindertaschentücher, um die Hygiene zu Fördern.
Alle Kinder bestaunten die Motive und hatten ihren spaß, denn Taschentücher kannten sie nicht.

Während des Tages gewöhnten wir die Kinder spielerisch an die Taschentücher und achteten darauf,
daß jedes Kind sein eigenes Taschentuch benüzt.
Kurz vor Unterrichtsende wuschen wir zusammen mit den Kindern die Taschentücher in einem Eimer aus,
aus dieser " Großwäsche "  wurde eine große Plantscherei, das gequitsche der Kinder und ihre Freude
war nicht zu überhören.
Die Kinder lieben diese Taschentücher, denn sie benutzen sie auch zum Spielen.

Wir wollen das Ziel erreichen,
dass Übertragungen von Krankheiten
vermieden werden.

Zahnhygiene
Von jedem Kind haben wir den Namen auf eine Wäscheklammer geschrieben, die Zahnbürste daran befestigt und sie an eine Leine gehängt.
Wir wollen Verwechslungen der Zahnbürsten vermeiden.
Nach dem Essen verteilten wir die Zahnbürsten und Becher.
Auf spielerische Weise zeigten wir den Kindern, wie man die Zähne putzt, auch daraus wurde ein Riesenspaß.

Wir wollen das Ziel erreichen,
daß die Zähne lange gesund bleiben und die Kinder das Gelernte mit nach Hause nehmen.

Mittagsschlaf
Für die Kinder haben wir vorerst professorische Schlafplätze eingerichtet.
Im Klassenzimmer haben wir die 2 Tische bei Seite gestellt.
Auf dem vorhandenen Teppich legten wir Matratzen aus und darüber haben wir Decken ausgebreitet,
damit soll verhindert werden, daß die Kälte aus dem Boden die Kinder berührt.
Bei kühlen Themperaturen decken wir die Kinder mit Decken zu.

Wir wollen das Ziel erreichen, daß die Kinder eine Ruhe - Schlafphase haben.

Die Klassenlehrerin
beziehen wir immer mit ein.
Wir wollen das Ziel erreichen, daß die Lehrerin das Programm annehmen und übernehmen kann,
damit die neu eingeführten Projekte beibehalten werden, wenn unsere Volontärzeit beendet ist.

Bestimmt wird es noch eine Weile dauern, bis wir unsere Ziele erreicht haben.

Weitere Projekt - Fotos sind im Menü - Om Shivom Bildberichte

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Das Spielen hat eine große Bedeutung im Kindesalter.
Durch das Spielen erobern die Kinder die Welt, können ihre Persönlichkeit entfalten, ihre Phantasie entwickeln und nicht zuletzt ihre kindliche Bedürfnisse stillen.

Ich finde es immer wieder schön, die Kinder beim Spielen zu beobachten,mit dem kleinen Holzlastwagen Steine durch den Raum von einer Stelle zur anderen schieben, die zwei vorhandenen Kuscheltiere streicheln und mit Legosteinen füttern.

Es gab sehr wenig Spielsachen, 1 Laster, 2 Schaukelpferde, 2 Kuscheltiere und ein paar Legosteine für 30 Kinder, deshalb stritten sich die Kinder um die paar Teile.

Für mich stand fest die Kinder brauchen mehr Spielsachen.
An meinem freien Tag fuhr ich nach Patan zum Markt und kaufte Legosteine und Puppen.

Die Freude der Kinder war unbeschreiblich groß!
Sie klatschten in die Hände, riefen laut Putali, Putali, Putali und lachten und quietschten.
Putali = Puppe
Zuerst wollten faßt alle Kinder mit den Puppen spielen, doch bald entdeckten sie auch die
Legosteine und fielen darüber her.
Mittlerweile entstehen riesengroße Türme und Häuser aus vielen Legosteinen.
Die Putalis werden geknuddelt, in den Schlaf gewogen und einfach nur geliebt.

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Schon seit längerer Zeit fiel mir eine junge Frau auf, die jeden Tag morgen und nachmittags an der Schule ist. Die Frau hatte immer zwei Kinder dabei und brachte ihren älteren Sohn Bishal in die Kindergartenklasse.

Direkt an der Schule ist ein Lebensmittelgeschäft, die Tochter der Besitzerin sprach uns an und sagte uns, daß die junge Frau alleinerziehend ist, weil ihr Mann vor einem Jahr gestorben ist. Seitdem kämpft sie sich Tag für Tag irgendwie durch und versucht etwas Essbares herbeizuschaffen.
Momentan bezahlt jemand die Schulkosten für ihren Sohn, jedoch nur noch bis Januar.
Danach könnte der Junge nicht mehr die Schule besuchen, weil seine Mutter das Geld dafür nicht aufbringen kann.
Die Frau fragte uns, ob wir ihr helfen können die Schule für ihren Sohn zu finanzieren.
Wir versprachen ihr uns nochmals zu melden, sobald wir mit Omari gesprochen haben.

Am nächsten Tag ging Omari und die Volontärin Paula mit Sita, der jungen Witwe nach Hause,
um sich einen Eindruck vor Ort zu verschaffen. Als sie wieder zurück kamen war Paula sichtlich schockiert, unter welchen Umständen diese Familie leben muß und sie war an diesem Tag nicht mehr fähig in der Schule zu sein.

Omari kaufte sofort  Lebensmittel und Hygieneartikel für 4 Wochen.
Anschließend sprach sie mit der Rektorin der Schule, ob sie für Bishal die Schulkosten ab Februar bis Mitte April übernimmt und danach sollte Bishal ein Schulpatenschaft bekommen. Die Rektorin sagte sofort zu.

Nach der Schule halfen die Volontärin Nora und ich der jungen Witwe die Pakete nach Hause zu schleppen, um eine Vorstellung zu bekommen  wie diese Familie lebt.
Ein schmaler Pfad führte uns bergauf, bergab über Stock und Stein. Mitten in den Feldern lebt diese Familie in einem winzigen Lehmhäuschen, das 2 Etagen hat, unten ist ein kleines Räumchen,ca.2 x 3 Meter, drinnen ist eine Holzfeuerstelle im Lehmboden, 2 alte Töpfe, 2 Teller, ein paar leere Blechdosen in denen Lebensmittel aufbewahrt werden, wenn welche vorhanden sind und eine klapprige Pritsche. In der oberen Etage steht ein uraltes kaputtes Bett auf dem eine Strohmatte liegt und eine ausgediente Decke. Ein paar armselige Kleidungsstücke sind vorhanden, das war’s.

Sita holte bei den Nachbarn 2 Stühlchen und bot uns Platz an. Aus der Kiste mit Lebensmitteln die wir zu ihr geschleppt haben holte sie 2 Äpfel und bot uns diese an, dankend lehnten wir ab…

Bei Sita war großes aufatmen bemerkbar und sie strahlte vor Freude als sie die Kisten auspackte.
Ich saß da und beobachtete diese kleine Familie und meine Gedanken schweiften ab zu meiner guten Freundin in Deutschland, sie ist auch alleinerziehend und hat 2 Söhne…

Die Bilder der kleinen Familie und ihre harten Lebensumstände verfolgten mich auch in die Nacht hinein…
Ich habe diese kleine Familie in mein Herz geschlossen und werde den 2 Jungs den Schulbesuch mit 2 Schulpatenschaften ermöglichen.
Von Herzen nehme ich diese beiden Schulpatenkinder Bishal und Bijan an.

Ein paar Tage später fuhr ich mit Omari und der kleinen Familie mit dem Bus nach Nachankel zum Markt.
Omari kaufte aus dem Winterspendentopf des Vereins Winterkleidung für die ganze Familie und Decken fürs Bett, sowie von den Spendengeldern das Nötigste für die Küche.

Sita und ihre beiden Jungs lachten und strahlten vor Freude über die neuen Sachen.
Glücklich fuhren sie mit dem Bus nach Champi in ihr kleines Zuhause.

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Seit einiger Zeit bin ich in der Kindergartenklasse.
In dieser Klasse ist der Tagesablauf anders und es wird mehr gelernt.
Die Kinder sind zwischen 5 und 7 Jahre jung und können schon gut lesen.

Die Hauptfächer sind Englisch, Rechnen und Nepali, diese drei Fächer werden täglich unterrichtet.
Zusätzlich lernen die Kinder noch Farben, Tiere, Obst und  Gemüsesorten kennen. Für diese Unterrichtseinheit gibt es keine bestimmte Bezeichnung.
Die Kinder lernen sehr gerne und sie sind sehr fleißige Schüler.

Eines Morgens beobachtete ich folgende Situation die mir sehr zu Herzen ging.
Die Kinder packten ihre Bücher und Hefte aus, nur ein junge saß da und packte nichts aus, als ich ihn fragte warum, fing er bitterlich an
zu weinen. Die Lehrerin hat das auch bemerkt und sprach mit dem Kind. Der junge hatte die Hausaufgaben nicht gemacht und schämte sich sehr, übersetzte mir die Lehrerin.

Ich setzte mich zu dem Jungen und half ihm bei den Hausaufgaben, das Kind war sehr froh und strahlte wieder.